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Alles steht Kopf! – Gedanken zum Kinofilm und zur Frage: Wie gehe ich mit meinen Gefühlen um?

Vor Kurzem habe ich mir den neuen Pixar-Film „Alles steht Kopf“ oder „Inside Out“ angesehen und fand ihn hochinteressant. Im Trailer zum Film sieht man eine Familie beim Abendessen. Die Mutter fragt ihre 11-jährige Tochter Riley, wie es in der Schule war.

Eine klassische Alltagssituation – nicht so interessant könnte man meinen. Das Ungewöhnliche und Spannende an diesem Film ist, dass wir als Zuschauer am Innenleben der Figuren teilhaben dürfen. Dies geschieht durch einen Einblick in die Köpfe der Familienmitglieder.
Schaltzentrale der Emotionen

Wir können beobachten, wie Riley mit ihren emotionalen Impulsen umgeht und was passiert, wenn die Gefühlswelt durcheinander kommt. Damit wird schnell klar: Es sind die Emotionen, welche entscheiden, wie die einzelnen Familienmitglieder reagieren.

Emotionen bestimmen wie wir handeln. Sie sind der Motor für unsere Taten. Jeder Gedanke ist an ein Gefühl gekoppelt. Sogar der Gedanke „Ich fühle nichts“ hinterlässt ein leichtes dumpfes Unwohlsein in der Magengegend. Die Frage ist nur, ob wir es wahrnehmen oder nicht und ob es für die aktuelle Situation eine Bedeutung hat. Wenn ein Gefühl in diesem Moment eine Bedeutung für uns hat, so steuert das Gefühl über emotionale Impulse unsere Entscheidungen und damit unser Leben.

Wollen wir unser Leben selber in die Hand nehmen und unseren Platz in der Welt einnehmen, so lohnt es sich zu wissen, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen. Grund genug, noch genauer hinzusehen.
Verdrängen, ausleben, loslassen
Es gibt 3 Dinge, die wir mit unseren Gefühlen tun können:

  • Wir können sie verdrängen
  • Wir können sie ausleben
  • Wir können sie loslassen

Verdrängen wir ein Gefühl, so beachten wir es einfach nicht. Es ist zwar da, aber wir fühlen es nicht richtig und können deshalb auch nichts damit tun. Verdrängen kann für unsere Psychohygiene wichtig sein. Es gibt Gefühle, welchen wir in gewissen Lebenslagen nicht gewachsen sind und deshalb wäre es nicht förderlich für unsere Gesundheit, wenn wir ihnen bewusst ausgesetzt wären.

Nach meiner Erfahrung lohnt es sich, Gefühle nur im Notfall zu unterdrücken. Das mag kurzfristig angenehm sein, zum Beispiel wenn wir uns über jemanden ärgern. Das Unterdrücken ist auf die Dauer kein guter Zustand. Im Wort unterdrücken steckt das Wort Druck. Dies weist darauf hin, dass beim Unterdrücken der innere Druck ansteigt. Durch den Druck wird eine diffuse Unruhe ausgelöst, die uns müde macht und unsere Lebensenergie blockiert.

Der Weg der Mitte
Schenken wir unseren Gefühlen Beachtung, so entstehen zwei weitere Möglichkeiten mit ihnen umzugehen. Wir können sie entweder ausleben oder loslassen. Das Ausleben hat seine schönen Seiten, weil wir durch Gefühle unseren Selbstausdruck finden. Manchmal werden Gefühle so stark, dass wir sie ausleben müssen, ob wir es wollen oder nicht. Zum Beispiel, wenn uns etwas sehr wütend macht. Oder auch wenn jemand mit einem ansteckenden Lachen den Raum erhellt und wir nicht anders können als mitzulachen. Das Loslassen ist der Weg der Mitte. Um ein Gefühl loszulassen müssen wir bereit sein, dem Gefühl einen Moment lang zu begegnen, jedoch nicht so stark, dass dieses Gefühl die Kontrolle übernimmt. Den Weg der Mitte zu gehen braucht Training.

Wenn wir loslassen, befreien wir uns vom Zwang ein Gefühl ausleben oder unterdrücken zu müssen. Deshalb ist das Loslassen von Gefühlen eine wichtige Fähigkeit, um selbstbestimmt leben zu können.
Ich werde häufig gefragt, wie man unterscheiden kann, ob ein Gefühl verdrängt oder losgelassen wurde. Wenn man ein Gefühl verdrängt, entsteht dabei Druck. Dies kann sich als innere Unruhe zeigen. Wenn man ein Gefühl losgelassen hat, ist es wie wenn ich eine schwere Tasche trage und sie irgendwann abstelle. Danach fühle ich mich leichter, weiter, freier und ruhiger.

Alle drei Möglichkeiten haben also ihre Berechtigung und sind entscheidend für unser Leben, um gesund zu bleiben. Die Bedeutung, ob man ein Gefühl loslassen, verdrängen oder ausleben soll, ergibt sich aus dem Moment und der Situation heraus. Damit sich die Innenwelt harmonisch anfühlt, ist es wichtig, dass Gefühl und Situation zusammenpassen.

Lerne du selbst zu sein
Menschen, die den Umgang mit ihren Gefühlen lernen wirken authentisch. Ein authentischer Mensch kennt seine Gefühle, nimmt sie an und kann damit umgehen. Damit kann er seine Lebenskraft viel besser nutzen als jemand, der seine Gefühle nicht kennt und sich dadurch innerlich verbiegt.
Im Film „Alles steht Kopf“ wird schön dargestellt wieso, das Gefühl der Freude und das Gefühl vom Kummer beide wichtig sind. Jedes Gefühl möchte im passenden Moment beachtet werden. Damit bekommt es die Bedeutung, die es braucht, um sich dann auch wieder zu verabschieden.

Hier folgt nun eine Übung, um die Wahrnehmung der eigenen Gefühle zu trainieren. Dazu kannst du dir eine beliebige Situation, die du erlebst hast, vorstellen und dich fragen:

  • Was habe ich gefühlt?
  • Gibt es Gefühle, die auch da waren, die ich aber nicht wahrgenommen habe?
  • Was habe ich mit den Gefühlen gemacht? Habe ich sie ausgelebt, verdrängt oder losgelassen?

Seine Gefühle so zu beobachten führt zu mehr Präsenz und Klarheit. Diese ist von grosser Bedeutung, denn dadurch wird es möglich, auch negative Gefühle zu akzeptieren. Gerade die unangenehmen Gefühle wie Trauer, Schuld, Selbstmitleid, Hilflosigkeit, Unsicherheit und Schwere sind in der Regel schwierig anzunehmen und werden gerne verdrängt. Wenn ich den Mut habe, die Gefühle genau zu untersuchen, lässt der innere Druck des Verdrängens nach. Das gibt eine Erleichterung und die innere Harmonie wird wieder hergestellt. Im Film „Alles steht Kopf“ wird sehr schön gezeigt, wie Gefühle miteinander agieren und wie jedes Gefühl wichtig ist und einen eigenen Platz bekommt. Das Gleichgewicht, das dabei entsteht entspricht der inneren Mitte. Wer seine Gefühle akzeptiert, der findet auch in seine Kraft und damit zu seiner Mitte und seinen Platz im Leben.

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