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Vor ein paar Tagen las ich auf Facebook einen Post, der mich nachdenklich stimmte. Eine junge Frau meinte, dass man das Leben einfach fliessen lassen soll und es gar keine Neuanfänge gibt im Leben. Das sehe ich anders. Denn manchmal muss man sich bewusst für oder gegen etwas entscheiden. Ein einziger Gedanke und der Mut ihm zu folgen, kann alles verändern.

In einer Welt in der sich alles ständig verändert ist es waghalsig einfach darauf zu vertrauen, dass es dann schon irgendwann gut kommt und dann auch für immer gut bleibt. Nichts ist für immer auf dieser Welt. Alles hat einen Anfang eine Mitte und ein Ende. Jeder Tag, jedes Leben und jeder Atemzug. Was wir tun können ist, diesen Prozess des stetigen Neuanfangs aktiv mitzugestalten. Damit werden wir nicht zum Spielball des Schicksals sondern übernehmen Verantwortung um mutig den eigenen Weg zu gehen. Nur so wird es uns möglich, unsere Herzenswünsche zu leben. Sie erfüllen sich nicht von alleine, wir müssen etwas dafür tun.

Das Leben besteht aus vielen kleinen und grossen Neuanfängen. Diese können wir aktiv mitgestalten und so unsere Zukunft positiv beeinflussen. Hierzu eine wahre Geschichte aus meiner Vergangenheit, in der ich erzähle, wie ich in jungen Jahren allen Mut zusammen nahm, meinen Willen einsetzte und dadurch ohne es zu wissen eine entscheidende Veränderung für mein weiteres Leben herbeiführte.


Von der Probe- zur Musterschülerin

„Ich war eine sehr schlechte und vor allem eine faule Schülerin. Dies war eigentlich nicht meine Art, jedoch hatte ich keinen guten Schulstart und konnte weder mit dem Notendruck noch mit dem Prüfungsdruck umgehen. So hatte ich mich einfach aufgegeben und unbewusst beschlossen, eine schlechte Schülerin zu sein.

Nach der Primarschule besuchte ich die Realschule in Basel und wurde wegen meiner schlechten Noten häufig nur probeweise befördert. Damals fuhr ich viel Fahrrad und kam ab und zu an der Diplommittelschule (DMS) vorbei. Dies ist eine höhere Schule, mit deren Abschluss einem viele tolle Berufsmöglichkeiten offen stehen. Immer wenn ich an dieser Schule vorbei fuhr dachte ich: „Hier will ich mal hin.“

Da war kein Bedauern in mir an der falschen Schule zu sein, da war kein Druck einen Weg finden zu müssen, es war eher wie ein leichte Gedankenspielerei. Mein Unterbewusstsein jedoch meinte: „Das ist nichts für dich, dazu bist du nicht gut genug“. Ich war davon überzeugt, dass es mit meinen Noten sehr unrealistisch war, dass ich dies schaffen würde.

Dennoch hatte ich auch einen kleinen Rebell in mir, der sagte: „Wer weiss, vielleicht schaffe ich es doch mal noch irgendwann.“ Und jedes Mal wenn ich mit dem Fahrrad an der DMS vorbei fuhr, zauberte mir dieser innere Rebell ein Lächeln aufs Gesicht.

Im 10. Schuljahr der Realschule musste ich mich für einen Beruf entscheiden. Da ich mir selber nicht viel zutraute,  hatte ich wenig Perspektiven und noch weniger Motivation. Ich ging einfach mit dem Fluss der Dinge und landete in einer Lehre als Kosmetikerin. Damals meinte meine Umwelt, dass dies ein  Glücksfall sei. Es gab in ganz Basel nur 10 solcher Ausbildungsplätze und ich habe einen davon erhalten. Ohne recht zu wissen wie mir geschah, trat ich die Lehre zur Kosmetikerin an.

Einige Wochen der Langeweile in einem Beruf, in welchem ich mich wie ein Fremdkörper fühlte, brachten mich dazu über Alternativen nachzudenken. Nach drei Monaten brach ich die Lehre ab und da ergab sich eine unverhoffte Gelegenheit für mich.

Ich konnte probehalber in einer Zwischenschule von 2 Jahren einsteigen und hatte dann sogar die Möglichkeit in die DMS zu wechseln.

Mit allem Mut den ich aufbringen konnte und vollbepackt mit Zweifeln, ob ich gut genug sein werde, stieg ich in diese Zwischenschule ein. Zu meiner Überraschung erhielt ich in der ersten Mathematik-Prüfung die Bestnote.

Das war neu für mich und führte zur extrem wichtigen Erkenntnis, dass ich vielleicht doch nicht so „dumm“ war, wie ich glaubte. Daraus zog ich in den folgenden Jahren viel Kraft. Nun war ich motiviert, meine Lernlücken aufzuarbeiten und begann, an mich zu glauben. Auf diesem Umweg schaffte ich den Wechsel in die Diplommittelschule.

Als ich das erste Mal vor der grossen Treppe stand und die Türe zur Eingangshalle öffnete konnte ich selber fast nicht glauben, dass ich nun hier zur Schule ging. Ich fand immer besser zu meinen Lernwegen und schloss die Diplomprüfung mit Noten von gut bis sehr gut ab. Da war ich sehr zufrieden mit mir und der Welt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass dies nur der Anfang war und ich später sogar mal eine Zeit lang an zwei verschiedenen Universitäten studieren würde.“

Dass dies alles möglich wurde hat sich aus der Kraft heraus manifestiert, die ich aufbrachte um etwas zu verändern. Ich hätte mich damals auch einfach treiben lassen können, dann hätte ich diese Kraft und das dazugehörige Selbstbewusstsein nicht entwickeln können. Ich hätte die Kosmetiklehre einfach weitergemacht und vertraut, dass schon alles gut kommt irgendwann, und nichts von alle dem wäre passiert.


Habe den Mut, dich für deine Träume zu entscheiden

Deshalb ist unser Wille so wichtig. Es braucht ihn um so einen Neubeginn einzuleiten. Auch wenn es im Moment schwierig war, war dieser Abbruch der Lehre in der ich mich so fremd fühlte genau richtig. Und die Entscheidung, der Schule nochmals eine Chance zu geben, war eine Entscheidung die meinem Leben eine neue Richtung gab.

Auf einmal war ich nicht mehr „die schlechte Schülerin“. Ich war nicht mehr diejenige, welche geknickt und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf Prüfungsresultate wartete, sondern freute mich darauf, weil ich ein gutes Gefühl hatte und die Ergebnisse mein Gefühl bestätigten.

Unser Leben besteht aus vielen kleinen und grösseren Entscheidungen, diese kreieren unsere Zukunft. Entscheidungen müssen wir sowieso treffen, denn auch „nichts zu verändern“ ist eine Entscheidung.

 Den Mut zu haben etwas zu verändern und einen Neubeginn  zu starten, kann dem Leben eine ganz neue Richtung geben. Dann werden Dinge möglich, von denen wir nicht mal zu träumen wagten.

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